Sie sind hier:Home»Tagungsarchiv»Jahrestagungen»Mainz 2017

Mainz 2017

20. Jahrestagung der DeGEval: „Evaluation (in) der Zukunft“


Vom 20. Bis 22. September 2017 an der
Johannes Gutenberg-Universität in Mainz

 

Zum Anlass des 20. Jubiläums wird die DeGEval-Jahrestagung den Blick zurück mit einem Blick in die Zukunft verknüpfen. Wie hat sich seit Gründung der Gesellschaft das Handlungsfeld Evaluation in Praxis, Theorie und Forschung verändert? Welche Entwicklungen sind in den kommenden Jahren absehbar, zu befürchten oder zu erhoffen? Welche Rolle hat die DeGEval bei diesen Entwicklungen gespielt und welche wird sie in Zukunft einnehmen?

Unter Bezug auf einige pointierte Vorhersagen des gegenwärtigen Vorsitzenden unserer Schwestergesellschaft American Evaluation Society [1] , John Gargani, wollen wir in diesem Zusammenhang unter anderem folgende Fragen diskutieren:

  • Wie verändert sich das Verhältnis von interner zu externer Evaluation? Werden Organisationen und Verwaltungen die Evaluation zunehmend internalisieren (Stichwort „Evaluation Capacity Development“) oder wird der Bedarf nach Objektivität und Unabhängigkeit die Nachfrage nach externen Evaluationen hoch halten?
  • Wie verändern sich die Rolle von Evaluierenden und die an sie herangetragenen Rollenerwartungen? Wie stark wird etwa von Evaluierenden verlangt werden, zunehmend gestaltend auf der Gegenstandsebene mitzuwirken, wie es etwa Pattons Ansatz der Developmental Evaluation vorsieht?
  • Wie verändern die sozialen Medien die Evaluation und den sozialen Kontext, in dem sie agiert? Welche Möglichkeiten ergeben sich etwa für die Kommunikation in Evaluationen z. B. bei partizipativ angelegten Verfahren? Welche neuen Risiken ergeben sich in der digitalen Öffentlichkeit?
  • Wie verändert sich unter den Bedingungen einer zunehmenden Digitalisierung das Berichtswesen in Evaluation hinsichtlich der medialen Aufbereitung (z. B. interaktive Online-Berichte, Data Visualisation), aber auch hinsichtlich der zeitlichen Taktung („just-in-time reporting“)?
  • Wie werden sich Datenerhebung und Datenanalyse in Evaluationen verändern? Welche Rolle werden Big Data, Data Mining oder zunehmend intelligente Auswertungsverfahren v.a. für qualitative Daten spielen?
  • Welche weiteren Schritte zur Professionalisierung der Evaluation werden wir erleben? Wird es zu einer Vereinheitlichung der Fachsprache kommen? Wird es Schließungsanstrengungen geben, um Evaluation vor unqualifizierten Anbietern zu schützen? Welche Folgen haben internationale Ansätze zu standardisierten Anerkennungsverfahren für Evaluierende?
  • Und schließlich: Wie verändert sich insgesamt die Nachfrage nach Evaluationen? Erleben wir nach 20 Jahren einer vielfach konstatierten steigenden Nachfrage (die sich auch in einem kontinuierlichen Wachstum der DeGEval spiegelt) derzeit eine Sättigung oder gar einen Gipfel vor dem Abstieg?


Neben diesen Fragen zur Zukunft der Evaluation wird ein zweiter Schwerpunkt der Tagung die Zukunft als Gegenstand in der Evaluation sein. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: Inwiefern kann und soll Evaluation valide Aussagen über die Zukunft treffen, obwohl sie sich als empirisch gestütztes Verfahren immer nur auf Vergangenes beziehen kann? Diese Frage berührt vielfache Aspekte der Evaluationstätigkeit:

  • Aussagen über die Zukunft treffen Evaluationen immer dann, wenn sie die Generalisierbarkeit von Befunden feststellen, da damit eine Prognose hinsichtlich zukünftiger Wirkungen einer evaluierten Maßnahme getätigt wird. Unter welchen Bedingungen sind solche Prognosen tatsächlich tragbar? Warum scheitern positiv evaluierte Innovationen dennoch oft nach Einführung im Feld?
  • Auch Empfehlungen, die in Evaluationsberichten ausgesprochen werden, enthalten immer eine Vorhersage in Form von prognostizierten Verbesserungen für die Zukunft. Auf welcher Basis macht Evaluation im Einzelfall solche Vorhersagen, vor allem, wenn sich Empfehlungen nicht zu 100% aus den empirischen Befunden ergeben? Wie geht Evaluation mit den dabei inhärenten Unwägbarkeiten um?
  • Bei verschiedenen Evaluationsansätzen ist die Zukunft darüber hinaus genuine Perspektive der Betrachtung, indem sie Pläne, Anträge und sonstige in die Zukunft gerichtete Konzepte bewerten. Zu ihnen gehören die Ex-Ante-Evaluation, die präformative Evaluation oder die Evaluierbarkeitsanalyse. Sie befassen sich genuin mit Fragen, die die Zukunft betreffen, etwa nach Bedarfslagen, Realisierbarkeit oder Erfolgschancen. Wie und in welchen Kontexten haben sich entsprechende Ansätze bewährt und wo besteht brachliegendes Potenzial? Wie verhalten sich die Ansätze untereinander und zu ähnlichen Verfahren wie der Zukunftsforschung, Foresight-Prozessen oder der Gesetzesfolgenabschätzung?


[1] evalblog.com/2012/01/30/the-future-of-evaluation-10-predictions/

Zuletzt geändert: 17. September 2016