
Foto: © Dr. Thomas Mauersberg / Universität Bonn
Vom 11. bis 13. September 2019
an der Universität in Bonn
Lokale Organisation: Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval)
in Kooperation mit ZEM (Uni Bonn)
Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der aus politischen Diskursen, Positionspapieren oder Projektanträgen kaum mehr wegzudenken ist. Ursprünglich aus dem Umweltbereich stammend, wo er sich auf eine Ressourcennutzung bezieht, die Rücksicht auf die Regenerationsfähigkeit eines Systems nimmt, wird er heute viel breiter verwendet. Nachhaltigkeit dient auch alltagssprachlich oft als Synonym für die Dauerhaftigkeit von Wirkungen und Veränderungen. Die aktuelle Debatte um Nachhaltigkeit bezieht sich zudem auf das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen zwischen ökologischer, ökonomischer und sozialer Entwicklung. Da für die Beurteilung von Maßnahmen deren Wirksamkeit ein wichtiges Bewertungskriterium ist, stellt Nachhaltigkeit für die Evaluation eine besondere Herausforderung dar.
Denn nachhaltige Wirkungen sind definitionsgemäß erst mit zeitlichen Verzögerungen nach Maßnahmenbeendigung zu beobachten, zu einem Zeitpunkt also, zu dem viele Evaluationen bereits abgeschlossen sind. Erschwerend kommt hinzu, dass der oft gewünschte Nachweis kausaler Zusammenhänge, der schon für kurzfristige Effekte herausfordernd ist, umso schwieriger wird, je längerfristig nachhaltige Veränderungen nachgewiesen und je stärker auch multidimensionale Wechselwirkungen erfasst werden sollen.
Neben dem Umweltbereich hat Nachhaltigkeit auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit eine lange Tradition als Bewertungskriterium. Dort wurde sie durch die OECD Anfang der 1990er Jahre zu einem einschlägigen Bewertungskriterium für sämtliche Evaluierungen erhoben. In Deutschland kommt dies seit Beginn der 2000er Jahre flächendeckend zur Anwendung. Das Verständnis und der Umgang mit Nachhaltigkeit wird im Zuge der globalen Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung noch bedeutsamer. Erstens weil die Agenda 2030 die Evaluationsfunktion als genuinen Bestandteil nachhaltiger Entwicklung begreift und zudem, weil die Agenda einen universellen, politikfeldübergreifenden Anspruch erhebt.
Vor diesem Hintergrund ist Nachhaltigkeit und ihre Rolle für und in Evaluationen das zentrale Thema der 22. Jahrestagung der Gesellschaft für Evaluation. Eingeladen sind insbesondere Beiträge zu den folgenden Aspekten:
- Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Evaluationsfeldern
- Wie wird Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Politik- und Anwendungsfeldern der Evaluation definiert bzw. interpretiert und welche Rolle spielt sie jeweils als Bewertungskriterium? Gibt es ein übergreifendes Verständnis?
- Welche übertragbaren Erfahrungen mit Nachhaltigkeit gibt es im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit im Kontext der DAC-Kriterien?
- Welche Erfahrungen liegen aus dem Umweltbereich vor, von wo der Begriff der Nachhaltigkeit ursprünglich stammt, und welche Implikationen ergeben sich aus dem breiteren Begriffsverständnis, das heute üblich ist?
- Zunehmend verfolgen auch privatwirtschaftliche Akteure in ihren Strategien ambitionierte Beiträge mit Blick auf nachhaltige Entwicklung. Welche Monitoring- und Evaluationsinstrumente werden hierbei genutzt, um Effektivität und Nachhaltigkeit von privatwirtschaftlichen Maßnahmen zu messen?
- Untersuchung von Nachhaltigkeit
- Wie kann die Nachhaltigkeit in Evaluationen methodisch angemessen untersucht werden? Inwiefern und unter welchen Bedingungen ist hier der Anspruch eines Nachweises kausaler Zusammenhänge erfüllbar insbesondere mit Blick auf die Mehrdimensionalität und Wechselwirkungen von Nachhaltigkeit?
- Gibt es verlässliche Proxy-Variablen, die noch während oder mit Ende der Laufzeit von Maßnahmen als Indikatoren für die spätere Nachhaltigkeit dienen können?
- Welches Potenzial haben ex-ante Evaluationen, um die voraussichtliche Nachhaltigkeit von geplanten Vorhaben prognostizierend abzuschätzen?
- Welche Rolle können die Sustainable Development Goals (SDG) und der Indikatorenkatalog der UN für die Evaluation von Nachhaltigkeit einnehmen?
- Welche Möglichkeiten bieten Querschnittsauswertungen zum Thema Nachhaltigkeit und auf welche Weise ermöglichen Auswertungen über Einzelfallstudien hinaus systematisches Lernen im Sinne der gemeinsamen Verantwortung?
- Nachhaltigkeit und Programmevaluation
- Braucht es ganz andere Formen und Konstellationen als die klassische, meist begleitend angelegte Programmevaluation, um Nachhaltigkeit angemessen in den Blick nehmen zu können?
- Inwiefern sind Ex-post Evaluationen angemessen, um den Herausforderungen bei der Evaluation von Nachhaltigkeit zu begegnen?
- Welche Rolle spielen Konzepte wie Implementation, Diffusion oder Transfer bei der Förderung von Nachhaltigkeit und wie sind diese angemessen in Evaluationen zu adressieren?
- Wie erfolgt eine angemessene Abgrenzung von Outcome- Impact- und Nachhaltigkeitsmessung in Evaluationen?
- Beiträge der Evaluation zur Nachhaltigkeit
- Was kann Evaluation zur Nachhaltigkeit von Wirkungen der evaluierten Maßnahmen beitragen?
- Welche inhaltsspezifischen Kenntnisse brauchen Evaluierende, um gute Empfehlungen und Prognosen zur Nachhaltigkeit von Maßnahmen geben zu können?
- Unter welchen Bedingungen können Evaluationen selbst nachhaltig wirken?